Welcher Text oder welche:r Autor:in war für dich kürzlich eine Neuentdeckung?
Zuletzt habe ich mit Freund:innen zusammen den Märchenroman „Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns“ von Gisela und Bettine von Arnim entdeckt. Ein echtes literaturhistorisches Fundstück, mit herrlichem Witz und von einer verblüffenden Aktualität, an dem sich aber vor allem eine Menge über Literatur und die Schriftstellerei lernen lässt.
Was ist an den Texten, die im Kurs «Deutschsprachige Literatur der 1920er Jahre» gelesen werden, für dich besonders interessant?
Was mich besonders an den Texten der 1920er Jahre interessiert, ist, ob sie uns etwas über heute erzählen. Manche sagen ja, wir befänden uns nicht nur erneut in den ’20er Jahren eines Jahrhunderts, was ja banalerweise stimmt, sondern dass unsere 20er jenen des vergangenen Jahrhunderts in dieser oder jener Hinsicht ähnlich seien, einschliesslich der Aussicht auf eine düstere Zukunft. Dem anhand literarischer Texte nachzugehen, könnte nicht nur interessant, sondern geradezu wichtig sein.
Du gibst schon lange Kurse in der Erwachsenenbildung. Welcher Moment aus der Unterrichtstätigkeit ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Momente, die mir besonders in Erinnerung bleiben, sind jene, die ich eigentlich gerade nicht in Erinnerung behalte, weil die Diskussion in der Runde so spontan, konzentriert und zugleich leicht und inspirierend fliesst, dass alle im Raum vereint ganz bei der Sache sind.
Und zu guter Letzt: Was gefällt dir an der Leitung von Volkshochschulkursen?
Volkshochschulkurse zu leiten, bedeutet für mich zunächst ganz egoistisch, mit Menschen in Kontakt zu kommen, mit denen ich über die Sachen reden kann, die mich am meisten beschäftigen und faszinieren, nämlich das Wahre, Schöne und Gute in seinen unterschiedlichsten Gestalten, kurz, alles, was die menschliche Zivilisation ausmacht. Denn nur, wenn man diese Sachen gemeinsam erfährt, werden sie ja lebendig, das heisst im Gespräch, wenn man sich über sie unterhält, anstatt sich von ihnen unterhalten zu lassen. Daneben geniesse ich es natürlich, wenn ich diese Menschen auf Ideen bringen, ihnen etwas mitgeben kann, wenn meine Kurse sie bereichern.
Herzlichen Dank Martin für deine Einblicke.
