Natur und Mensch im Anthropozän
Philosophische und ökopolitische Probleme heute
Als das einschneidendste Ereignis auf der Erde wird das Erscheinen des Menschen betrachtet, wie wir ihn heute kennen. Man spricht vom Holozän. Schätzungen gemäss sollen zu Beginn des Holozäns zwischen einer und zehn Millionen Menschen den Planeten bewohnt haben.
Seither ist diese Population auf über sieben Milliarden angewachsen, und sie ist im Begriff, die Oberfläche des Planeten mit einer Wucht umzugestalten, die vordem allein geologischen Kräften zugemutet wurde.
Deshalb hat es sich eingebürgert, von einem neuen erdgeschichtlichen Zeitalter zu sprechen, in dem die Natur dem Mensch gewissermassen den Stab der Gestaltungsmacht übergibt: das Anthropozän.
Da aber vor allem Technik und Wissenschaft die eigentlichen Faktoren dieser Wirkmacht darstellen, sollte eigentlich präziser vom Technozän die Rede sein. Und es ist ist zumindest in technisch avancierten Gesellschaft unübersehbar, dass es "die" Natur eigentlich nicht (mehr) gibt.
Für uns Stadt- und Agglomerationsbewohner genügt ein Streifblick über unsere Umgebungen, um uns einen Begriff der Natur im Technozän zu machen: überall Kunst-Natur, gestaltetes Grün, als Park, botanischer Garten, Golfplatz, Landschaft, als renaturalisierter Bach und Fluss, als geschütztes Bergtal, als künstlich verwilderter Wald, als disneyfiziertes Happening.
Selbst da, wo Natur "sich selbst" überlassen ist, im Reservat, verdankt sie dies immer mehr der Gnade des Menschen und der Technik.
Erkennen, welche Probleme im neuen erdgeschichtlichen Zeitalter - dem Anthropozän - entstehen, wenn der Mensch den Planeten mit einer Wucht umgestaltet, die man früher nur der Natur zutraute.
Am Zeitgeschehen Interessierte
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Eduard Kaeser
Studium der theoretischen Physik, Wissenschaftsgeschichte und Promotion in Philosophie an der Universität Bern.
Bis 2012 Gymnasiallehrer für Physik und Mathematik. Daneben publizistische Tätigkeit über Themen zwischen Wissenschaft und Philosophie, in diversen Magazinen und Zeitungen, u.a. der Wochenzeitung, der Zeit und der NZZ.
In neuerer Zeit konzentriert sich sein Interesse auf das Thema der Anthropologie im Zeitalter des Künstlichen. Neueste Publikation: "Die Erde ist eine Keimträgerin", Schwabe, Basel, November 2021.
Do 09.03.2023 19.15–20.30 Uhr
Do 16.03.2023 19.15–20.30 Uhr
Do 23.03.2023 19.15–20.30 Uhr
Do 30.03.2023 19.15–20.30 Uhr
Do 06.04.2023 19.15–20.30 Uhr
CHF 125.–
Kursnummer231-10060
Ort
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Das Skript steht jeweils vor den Vorlesungen online zur Verfügung
MitbringenInteresse & denkerisches Engagement
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